Informationen für Betroffene und Angehörige

Ratgeber Myasthenia gravis

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Wissenswertes über Myasthenia gravis

Bereits im 17. Jahrhundert wurden die Symptome der Myasthenia gravis erstmalig beschrieben. Erst für das 19. Jahrhundert kann jedoch von einer systematischen Erforschung der Symptome der Myasthenia gravis anhand von Fallanalysen gesprochen werden. Die Britin Mary Broadfoot Walker veröffentlichte 1934 einen medizinischen Fachartikel, in dem sie die bis heute gängigste Methode der medikamentösen Behandlung von Myasthenie beschrieb. Die Ursachen der Myasthenia gravis sind bis heute zwar nicht vollständig erforscht, doch bedeutet eine positive Diagnose heute keine verkürzte Lebenserwartung mehr. Medizinern stehen mittlerweile diverse Therapieformen zur Verfügung, um die verschiedenen Formen und Ausprägungen der Myasthenie zu behandeln.

Wissenswertes über Myasthenia gravis

Eine Erkrankung an Myasthenia gravis bedeutet heute keine Verkürzung der Lebenserwartung mehr. Dank moderner Therapieformen lassen sich heute auch Formen und Stadien der Myasthenia gravis behandeln, die früher für den Patienten lebensbedrohlich gewesen wären. Dennoch stellt die Myasthenie für viele Betroffene eine Einschränkung ihrer Lebensqualität dar, da sie oft körperlich nicht so belastbar sind wie gesunde Personen.

Eine myasthenische Krise, bei der sich die Symptome der Myasthenia gravis schnell ausbreiten und die zu schweren Schluckbeschwerden bis hin zur Atemlähmung führen kann, bleibt jedoch gefährlich. Diese Myasthenia gravis-Patienten müssen schnell intensivmedizinisch behandelt und gegebenenfalls künstlich beatmet werden. Patienten, die eine myasthenische Krise erleiden, wird ein Cholinesterasehemmer intravenös verabreicht.

Derzeit befindet sich ein neuer Wirkstoff für die Therapie der Myasthenia gravis in der Erprobung. Die Wissenschaftler versprechen sich von ihm eine Verbesserung der Kalziumverwertung der Muskeln und somit eine Verstärkung ihrer Kraft. Auch Patienten, die an einer genetisch vererbten Form der Myasthenia gravis erkrankt sind, stehen Präparate zur Verfügung.

Myasthenia gravis – eine Forschungsgeschichte

Bereits seit dem 17. Jahrhundert wurden die Symptome der Myasthenia gravis erforscht. So existiert ein Brief aus dem Jahre 1644, gefunden in Nordamerika und verfasst von englischen Kolonialisten, in dem darüber berichtet wird, dass ein indianischer Häuptling plötzlich nicht mehr laufen konnte. Der Oxforder Arzt Thomas Willis verfasste im Jahre 1672 ein Werk mit dem Titel „De Anima Brutorum“, in dem er verschiedene Symptome einer Myasthenie beschrieb wie etwa Sprechstörungen, das Sehen von Doppelbildern oder die schnelle körperliche Ermüdung.

Erst 1877 veröffentlichte der Londoner Arzt Samual Wilks die Fallbeschreibung eines Mädchens mit Sprechstörungen und bezeichnete die Erkrankung als „bulbäre Paralyse“. Nun endlich war das Interesse für eine Erforschung der Symptome der Myasthenia gravis seitens der Wissenschaft geweckt. Wilhelm Erb veröffentlichte 1879 „Zur Casuistik der bulbären Lähmungen“, in dem er drei Fälle der Myasthenia gravis beschrieb. In den nachfolgenden Publikationen des 19. Jahrhunderts hielt sich jedoch die falsche Annahme, die Myasthenie sei eine neurotische Erkrankung.

Erste Erfolge bei der medikamentösen Behandlung von Myasthenia gravis sowie eine erfolgreiche Ursachenforschung stellten sich erst im 20. Jahrhundert ein. Die amerikanische Ärztin Harriet Edgeworth, selbst betroffen von Symptomen der Myasthenie, stellte in den frühen 30er-Jahren anhand von Selbstversuchen fest, dass ein Phenylethylamin-Alkaloid ihre Symptome linderte. Im Jahre 1934 publizierte die Britin Mary Broadfoot Walker den Artikel „Treatment of Myasthenia gravis with physostigmin” und beschrieb damit die bis heute wirksamse Methode der medikamentösen Therapie von Myasthenia gravis.

Guido Maiwald

09. April 2007
Die Therapie bei neurologischen Erkrankungen zielt auf eine Linderung der Symptome. Eine Heilung ist nach wie vor nicht möglich.
  
29. März 2007
Zur Diagnose werden Elektroenzephalografie (EEG), Evozierte Potenziale, Elektromyografie (EMG), Elektroneurografie, Kernspintomografie u.a. eingesetzt
  
17. Mai 2006
Eine Depression ist eine häufige Begleiterkrankung, medizinisch als Komorbidität bezeichnet, bei neurologischen Erkrankungen.
  
Diagnose Myasthenia-gravis

Bei der Diagnose von Myasthenia gravis wird der Arzt den Patienten im Rahmen der Anamnese nach sichtbaren und spürbaren Symptomen der Krankheit befragen. Diese sind hängende Augenlider, Beschwerden mit der Gesichtsmuskulatur, die etwa beim Kauen, Schlucken oder Sprechen zu bemerken sind, oder rasche Ermüdungserscheinungen der Körpermuskulatur. Im Rahmen von Bewegungstests kann der Arzt seinen bisherigen Verdacht erhärten. Sollten genügend Hinweise auf eine Erkrankung an Myasthenia gravis bestehen, wird der Arzt verschiedene Untersuchungen anordnen. So können etwa anhand einer Blutuntersuchung die verantwortlichen Antikörper identifiziert werden, mittels der Elektromyografie können Muskelfunktionen gemessen werden.

Die Entstehung von Myasthenia gravis verbleibt trotz intensiver Forschung bislang weitestgehend ungeklärt. Mediziner konnten zwar feststellen, dass diese Autoimmunerkrankung oft infolge von Infektionskrankheiten wie Grippe oder nach bakteriellen Infektionen, Impfungen oder chirurgischen Eingriffen entsteht. Warum jedoch genau fehlgesteuerte Antikörper entstehen, die die körpereigenen Zellen angreifen, bleibt unklar. Die Entstehung von Myasthenia gravis beginnt zumeist mit einer Erschlaffung des Augenlides, Sehstörungen und Zuckungen der Augen. Bei rund der Hälfte der Betroffenen verbleibt die Krankheit auf dieser Stufe. Bei einem Teil der Patienten treten jedoch schwerwiegendere Symptome auf. Dabei können alle Muskeln, z. B. auch Arme, Beine und Rumpf betroffen sein.

Therapie Myasthenia-gravis

Dem Mediziner stehen bei der Therapie der Myasthenia gravis unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Die Gabe von Acetylcholinesterasehemmern verhindert den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin und stellt so die Impulsübertragung zwischen Nerven und Muskel wieder her. Die Verabreichung immununterdrückender (immunsuppressiver) Medikamente und die Immunmodulation mittels Immunglobulinen unterdrücken die Autoimmunreaktion. Patienten, mit schnell fortschreitender Erkrankung oder Symptomen wird
u. U. die Entfernung der Thymusdrüse (Thymektomie) vorgeschlagen. Bei Patienten mit einer myasthenen Krise (einer akuten Verschlechterung im Krankheitsverlauf) kann eine Blutwäsche durchgeführt werden, um die fehlgesteuerten Antikörper aus dem Blut zu entfernen.